Vitalpin: "Be/r\gegnungen"

Daten als Wettbewerbsvorteil: Ein Marketingprofi auf den Spuren eines Profilers

Vitalpin Season 3 Episode 7

„Es gibt wahrscheinlich kaum eine Organisation, die so intensiv Marktforschung betreibt wie unsere im touristischen Bereich. Wir machen pro Jahr bis zu 20.000 Interviews mit Gästen.“ - Patricio Hetfleisch

Patricio Hetfleisch, Prokurist und Leiter des Bereichs Marketing und Kommunikation der Tirol Werbung, spricht über den Stellenwert von Daten, Innovation als DNA im Tourismus und das Ziel, einen Mehrwert für das gesamte Tiroler Tourismus-System zu schaffen.

Es geht um zentrale Fragen:

Was bewegt Menschen, sich für eine bestimmte Urlaubsform oder Destination zu entscheiden?
Wie genau lassen sich auf Basis von Daten Buchungstrends für den kommenden Winter vorhersagen?
Und welche digitalen Tools und KI-Initiativen können helfen, Datenanalyse für Touristiker:innen leichter zugänglich und nutzbar zu machen?


Marktforschung, Datenanalyse, Zukunftsvorhersagen – die Tirol Werbung arbeitet kontinuierlich daran, viele Informationen über Gäste zu sammeln und den Tiroler Touristikern diese bereitzustellen: Jährlich werden bis zu 20.000 Gästebefragungen durchgeführt, um mehr über Motive, Bedürfnisse und Wünsche zu erfahren. Diese Erkenntnisse bilden auch die Grundlage für ganze Kampagnen und eine zielgerechte Kommunikation.

Warum ihr reinhören solltet:

  • Kommunikation als Schlüssel: Warum strategische Kommunikation – von der Analyse bis zur Umsetzung – die besten Ergebnisse bringt.
  • Innovation als DNA: Die Tirol Werbung strebt im Marketing bewusst nach Innovation, weil auch Seilbahnen, Gastronomie und Beherbergungsbetriebe kontinuierlich in Qualität und Weiterentwicklung investieren.
  • Buchungsprognosen: Wie sich anhand von Daten genaue Vorhersagen treffen lassen – und welchen Einfluss Großereignisse wie Olympische Spiele dabei spielen.

Manuel Lutz (00:00)

Hallo Patrizio, vielen Dank, dass du hier bist bei uns im Büro heute für unsere neue Podcast-Folge.

 

Patricio Hetfleisch (00:05)

Freut mich.

 

Manuel Lutz (00:06)

Pratricio, du bist der Hauptverantwortliche für die Marketingkampagnen der Tirol Werbung. Wie wirken solche Kampagnen auf dich privat? Hast du dich heute auch bei der Urlaubsplanung von Kampagnen inspirieren lassen oder hast du eher einen Sehnsuchtsort, du immer hinfährst?

 

Patricio Hetfleisch (00:20)

ja, Kampagnen, Werbung an sich ist immer etwas, was mich inspiriert hat. Ich glaube, es gibt fast niemanden, sagen kann, ist nicht beeinflusst von Werbung, bis zum gewissen Grad zumindest. Und auch bei der Urlaubs- und Destinationsauswahl ist Werbung, glaube ich, einfach wichtig im Sinne von Inspiration. Ich persönlich bin allerdings

 

immer auf der Suche in Geschichtsbüchern, in dem was ich lese, nach Orten, die mich interessieren und die für mich spannend sind. Das ist die eine Seite und die andere Seite ist, ich bin gern aktiv im Urlaub. Das heißt, gerade im Sommer suche ich mir auch Orte, wo ich meinen Hobbys nachgehen kann.

 

Manuel Lutz (01:03)

Das wäre zum Beispiel, darf ich fragen, wo warst du heuer im Sommer?

 

Patricio Hetfleisch (01:06)

Ich war zum Beispiel auf Sardinien. Sardinien zum ersten Mal. Warum habe ich es ausgesucht? Weil ich mit meiner Nichte dort einfach bisschen Windsurfen gehen wollte und ihr das Windsurfen beibringen. Jetzt schon zum dritten Mal. Und es geht dort ganz gut. Und man kann es ganz gut kombinieren dann mit bisschen Strand, gutem Essen und ähnlichem. ist Sardinien wirklich wunderbar.

 

Ich bin aber auch natürlich gerne in den Bergen unterwegs und war natürlich auch zu Hause hier in Tirol. Ich bin zum Beispiel den Kavendelmarsch mitgegangen, 53 Kilometer von Seefeld an den schönen Aachensee. Das war eines meiner persönlichen wirklichen Highlights dieses Jahr im Sommer. Das war ein tolles Erlebnis, auch wenn es geregnet hat, aber die Natur, die Landschaft, das war einfach unglaublich und auch die Gemeinschaft und Community und die Organisation und die ganzen Helfer.

 

zu erleben, das war wirklich großartig.

 

Manuel Lutz (02:08)

Du kennst die Region sehr gut, hast dich quasi bei der nächsten Frage etwas vorweg genommen, weil ich dich fragen wollte, was du am liebsten in der Freizeit machst. Kann man sagen, es das Wandern, das Aktive in den Bergen zu sein oder gibt es noch andere Aktivitäten, die du hier in Tirol gerne ausübst?

 

Patricio Hetfleisch (02:23)

Also ich denke mir geht es wie ganz vielen Tirolerinnen und Tirolern. Das Angebot ist einfach unglaublich. die Freizeitvarianz, Aktivitätsvarianz ist sehr sehr hoch. das einzige was meistens fehlt ist die Zeit. Aber ich liebe das Wandern, bin immer viel unterwegs am Berg. Ich bin super gern Mountainbiken. Bio Mountainbiker ohne Elektroantrieb.

 

Ich mag es gerne im Sommer, auch laufen zu gehen. Ich bin regelmäßig am Laufen, versuche einfach mein Grund-Fitness oben zu halten. Ich mache auch viel Kraftsport und im Winter, ja, Name it! Snowboarden, Skifahren, Touren gehen, langlaufen. Ich weiß gar nicht eben oft, was ich mir aussuchen soll für welchen Tag. Im Sommer tue ich auch hin und wieder gern golfen.

 

Es ist einfach schwierig zu sagen, einem nicht gefällt am Ende des Tages. Ich versuche halt einfach, das Angebot, das wir vor der Tür haben, optimal zu nutzen, weil jeder Moment draußen gibt mir irgendwo besonders viel Kraft.

 

Manuel Lutz (03:40)

Du hast quasi dein Hobby zum Job gemacht, du bist gerade in den Bergen am Weg, wirbst du mit den Bergen in anderen Märkten damit die Leute zu uns nach Tirol kommen. Aber dein beruflicher Weg war ein anderer. Du warst jetzt zuerst einmal freier Journalist, hat deinen Weg hergeführt bis zum Job als Chefredakteur, ehe du bei der Moser Holding auch zum Head of Digital wurdest. Und nun bist du bei der Tirol-Werbung, um neue Impulse zu setzen. Vor knapp einem Jahr hast du den neuen Preis- und Buchungsmonitoring der Tirol-Werbung präsentiert.

 

Wenn du damals noch Journalist gewesen wärst, wie hättest du das getitelt?

 

Patricio Hetfleisch (04:12)

Hahaha.

 

Wie hätte ich getitelt?

 

Ihr habt vermutlich referenziert auf das, was wir eigentlich erreichen wollen. Nämlich, dass wir anhand von Daten Orientierung geben wollen. Für wichtige Fragen in einer Industrie, die so vielfältig ist und so gewichtig ist wie der Tourismus, braucht es einfach eine gute Datengrundlage, Datenbasis, um wichtige Entscheidungen zu treffen. Und die Daten, die wir bisher gehabt haben, waren in weiten Teilen gut.

 

Aber nicht ausreichend. Sind vor allem für die Herausforderungen, die wir in der Zukunft haben, nicht ausreichend. Und der Wettbewerb, der immer schärfer wird international, die Frage, welche Gäste braucht Tirol und von welchen mehr und von welchen weniger, das alles beschäftigt uns sehr. Und für die Entscheidungen, das Richtige zu tun, brauchen wir einfach mehr Daten und mehr.

 

Empfehlungen und mehr Analysen.

 

Manuel Lutz (05:20)

Das klingt sehr spannend, man hat immer wieder geredet von einer Glas Kugel durch die du schauen kannst. Du kannst ein bisschen die Echtzeitbuchungen und Trends nachvollziehen. Vielleicht für die nicht Tiroler Leute, die das noch nicht so mitbekommen haben, wie funktioniert dieses Monitoring ganz genau, kannst du das vielleicht ganz kurz erklären auch.

 

Patricio Hetfleisch (05:38)

In wenigen Worten, wir sammeln öffentlich verfügbare Preisdaten und Preise haben in Märkten eine besondere Relevanz, weil sie nicht nur eine Aussage darüber haben, wie viel etwas kostet, sondern wie hoch auch die Nachfrage nach diesem etwas ist. Es ist ganz logisch, Angebot Nachfrage abgeben ein Preisgleichgewicht und die Veränderungen von Preisen können sehr, sehr genau

 

zeigen, wie hoch ist die tatsächliche Nachfrage nach dem Produkt, das wir anbieten. Und ausgehend von dieser Feststellung fangen wir an zu rechnen. Das heißt, wir zählen nicht Nächtigungen, wir zählen nicht Ankünfte, sondern wir berechnen Nachfrage. Und das ist eine wesentliche Weiterentwicklung, weil mit diesen Berechnungen kann man natürlich auch sehr gut in die Zukunft blicken. Es ist keine exakte Wissenschaft. Wir wollen nicht auf die Nächtigung genau prognostizieren, sondern wir möchten den richtigen Trend vorausschauen können und das gelingt uns eigentlich ganz gut.

 

Manuel Lutz (06:43)

Du sagst, das gelingt ganz gut. Vergangenes Jahr war die Pilotphase, der vergangenen Winter, auch heuer im Sommer, da ist es vorbei. Du könntest ein bisschen Revue passieren lassen, wie genau wart ihr damals mit euren Prognosen anhand der erhobenen Daten im Nachhinein, wie gut hat es funktioniert.

 

Patricio Hetfleisch (06:58)

Also ausgelegt sind solche Systeme, Prognosesysteme immer auf eine, ja, auf eine Ungenauigkeit. Also statistisch sich sozusagen perfekt anzunähern ist immer brutal schwierig. Deswegen gibt es eine gewisse Varianz. Das System ist ausgelegt auf plus minus fünf Prozent, was sehr, sehr gut ist, wenn man Statistiker oder Mathematiker ist, was natürlich für viele Touristiker

 

oder Unternehmerinnen und Unternehmern nicht genau genug ist, aber wenn man eine ganze Saison in die Zukunft blickt, dann ist das schon eine sehr gute Prognoseleistung. In der Pilotphase hat sich allerdings erwiesen, dass auf Basis von dem Datengerüst, das wir haben inzwischen, inklusive natürlich so Daten auch aus der Vergangenheit, aus der Tourismus-Statistik, dass wir sehr, nahe an das kommen, was die Realität dann tatsächlich abbildet.

Wir lagen in einer Bandbreite von 0,5 bis 1,5 Prozent daneben, was in Wahrheit kaum eine Abweichung ist. Wir versuchen das auch dort zu behalten. Das noch besser zu machen, ist de facto fast unmöglich und nicht glaubwürdig. Warum? Weil wir nicht alle Faktoren mit einbeziehen können, wie entwickelt sich das Wetter.

Welchen Impact hat zum Beispiel ein sehr regnerischer Juli auf die Entwicklung? Und wie groß ist der Impact von einer Hitzewelle im mediterranen Umfeld im Juni auf die Nachfrage in Tirol? Das können wir auch nicht mit einbeziehen. Wir sind also ein bisschen natürlich auch abhängig von externen Faktoren, die man nicht in das Modell mit einbeziehen kann derzeit. Aber ich bin sehr zufrieden mit dem, wohin die Reise geht. Mit dem Blick in die Zukunft. Auch die Prognose für den Sommer war positiv und wir nähern uns dem Ergebnis, das wir prognostiziert haben, Stück für Stück gut an, obwohl es eben Unsicherheiten gibt.

 

Manuel Lutz (09:01)

Das klingt sehr spannend. Lick in die Zukunft ist auch ein gutes Stichwort. sind gerade jetzt am Sölden Wochenende, also die Saison startet wieder. Hast du schon reingeschaut? Wie sind denn die Prognosen für den heurigen Winter?

 

Patricio Hetfleisch (09:13)

Wir haben ein Ritual, das Ritual heißt, wir veröffentlichen die Prognosedaten genau zu einem Zeitpunkt, nämlich wenn wir die Bilanzpressekonferenz machen, der Tirol-Weibung. Allerdings, wenn man so hinter den Kulissen schon einmal reinschaut, dann wird man feststellen, dass die Buchungslagen auf jeden Fall, wenn man von den Preisen und der Nachfrage ausgeht, sehr, sehr gut ist. Wir werden auf jeden Fall einen guten Winter bekommen.

Gerade die Weihnachtszeit ist traditionell natürlich unglaublich gut gebucht, aber auch Februar zeichnet sich ein sehr stabiles Bild ab. Unsicherheiten gibt es dann hinten raus ein bisschen mehr, März, April. Da sind die letzten Jahre, wo es da immer bisschen zu warm war, durchaus herausfordernd, was die Nachfrage angeht. Da spielen dann kurzfristigere Buchungen eine größere Rolle, auch die Frage, wie die Ferienzeiten liegen werden. Aber...

Ich denke, Sölden wird der Auftakt sein für einen weiteren guten Winter in Tirol und wir werden zum Schluss positiv bilanzieren.

 

Manuel Lutz (10:22)

Mit der Glaskugel, kannst du auch in andere Regionen blicken, oder?

 

Patricio Hetfleisch (10:29)

Wir

 

sind gerade dabei, diese Fähigkeit besser zu entwickeln, als wir sie derzeit zur Verfügung haben, ja.

 

Manuel Lutz (10:37)

Ich glaube für dich als Tiroler ist natürlich Südtirol ein anderer Markt, dem man immer wieder schaut. Hast du schon bisschen Bench gemacht, wie es für Südtiroler aussieht? Kann man da auch schon eine kleine Prognose abgeben? Du siehst noch nichts.

 

Patricio Hetfleisch (10:49)

Also bei Südtirol würde ich mich nicht wirklich trauen, die Prognose abzugeben. Allerdings, was wir in den letzten Jahren gesehen haben, ist unglaublich gute Arbeit, die in Südtirol geleistet wird. Die Marke Südtirol, die unglaublich stark ist und sich auch wirklich sehr gut entwickelt hat. Die Nächtigungen, die Ankünfte, die Qualität im Produkt. Also wir sind wirklich sehr, beeindruckt von dem, was Südtirol leistet auf allen Ebenen.

Und davon ausgehend kann man wahrscheinlich davon ausgehen, dass es ein guter Winter wird. Es gibt ja auch noch Sondereffekte und deswegen sind Prognosen schwierig. Im benachbarten Cortina finden Olympische Spiele statt. Das heißt, die ganze Region wird da irgendwo mit profitieren. Wie groß die Effekte sind, wissen wir nicht. Wenn in Antholz Biathlon stattfindet, dann wird es natürlich Effekte haben, gerade was die Gäste aus Deutschland angeht, Biatlon ist in Deutschland unglaublich populär und entsprechend haben wir da so Sondereffekte, wo ich glaube, dass es Südtirol natürlich helfen wird. Uns in den Prognosen hilft es derzeit nicht wirklich, weil es eben nicht leicht berechenbar ist.

 

Manuel Lutz (12:03)

Wir reden jetzt nur über Prognosen, über Buchungen. Du möchtest ja das auch generell verbessern und da denkst du noch etwas weiter, was ich mitbekommen habe. Aus Marketing-Sicht gehst du aber einen Schritt zurück, bei der Urlaubsplanung sozusagen und du entwickelst für euren Marketing-Bereich was ganz anderes noch. Du bist ja ein bisschen wie ein Profiler unterwegs und möchtest deinen Zielgruppen noch besser verstehen und kennen, nachher effektiv Marketing zu betreiben.

Was hat das damit auf sich? Welches Potential siehst du damit, wenn man da noch einen Schritt zurückgeht, seine Kunden noch besser zu kennen?

 

 

Patricio Hetfleisch (12:37)

Vielleicht ist die wichtigste Frage ganz am Anfang die Frage, warum kommt jemand nach Tirol? Jetzt gibt es tausend Antworten, ja, weil das Land so schön ist, ja, weil die Berge so toll sind, weil das Freizeiterlebnis so großartig ist, weil die Infrastruktur unserer Bergbahnen seinesgleichen sucht, weil die Gastfreundschaft unserer Gastgeber eine ausgezeichnete ist und unvergleichlich. Das sind alles Gründe.

Aber meine Frage war eigentlich, was sind denn die wichtigsten Motive, die jemanden dazu bringen, Urlaub in einer gewissen Destination zu wählen oder eine bestimmte Urlaubsform. Menschen, einen Städteurlaub machen, Menschen, eine Kreuzfahrt unternehmen, Menschen, die einen Strandurlaub machen. Die haben in jeder Phase ihrer Urlaubswahl unterschiedliche Motive, sind nicht immer die gleichen Motive, die einen antreiben. Und meine These war, wenn wir diese Motive richtig ansprechen in unserem Marketing, wenn wir die richtige emotionale Stimme dafür finden, in der sich die Menschen beim Buchen bewegen, dann können wir viel effektiver unsere Geldmittel einsetzen und die richtigen Zielgruppen ansprechen. Man muss ja auch immer davon ausgehen, dass es Gästegruppen gibt, von denen wir einfach mehr haben wollen, weil sie besser zu unserem Land passen, weil sie besser zu unserem Angebot passen, weil sie begeisterbarer sind auch zum Wiederholungstäter zu werden sozusagen und loyale Kunden zu werden. in diese Kunden möchten wir besonders viel investieren, weil sie uns langfristig am meisten bringen. Und dafür braucht man ein klares Bild. Wer ist der Gast?

Warum kommt er zu uns? Was ist sein Motiv? Was sind seine Bedürfnisse? Ausgehend von dem Gedanken haben wir nach Modellen gesucht am ganzen Markt, haben keines gefunden, dem wir arbeiten haben können. Ich habe mich aus meiner journalistischen Zeit an die Arbeit erinnert, zum Beispiel mit Thomas Müller Interviews, der berühmter oder bekannter österreichischer Profiler ist.

Und mir ist immer vorkommen, die Methodik ist eigentlich sehr, klar und ist sehr wirksam. Wenn ich als Kriminologe sozusagen mit der Methodik die Nadel im Heuhaufen finde, dann muss ich doch als Marketer ganze Gruppen finden können, die für uns interessant sind. Und das haben wir uns zu Herzen genommen, haben ein Modell entwickelt, mit dem wir seit fünf, sechs Jahren eigentlich arbeiten, dass wir immer besser machen und das für uns sehr gut funktioniert.

 

Manuel Lutz (15:32)

5, 6 Jahre schon, sind so die ersten Erfahrungen, wo man adaptieren müssen vielleicht oder wo kann man noch ansetzen oder wie generell, wie funktioniert denn so ein Modell, wie bekommt man so die ganzen Daten, weil das ist natürlich ganz das Fundamentale für so etwas denke ich immer.

 

Patricio Hetfleisch (15:47)

Ja, im Dienstleistungssektor oder generell in der Unternehmenswelt gibt es immer diesen Spruch, der Kunde ist König. Nur die meisten Leute kümmern sich nicht die Frage, wer ist der König überhaupt, was will der? Wir haben uns wirklich sehr bemüht, maximal viel über diese Menschen zu erfahren. Was motiviert sie, was bewegt sie, was treibt sie an? Und machen eben viel Marktforschung.

Und wenn ich sage viel Marktforschung, es gibt wahrscheinlich kaum eine Organisation, so intensiv Marktforschung betreibt wie unsere im touristischen Bereich. Wir machen pro Jahr bis zu 20.000 Interviews mit Gästen, herauszufinden, was sie bewegt, was sie antreibt. Wir typologisieren sie in unterschiedliche Zielgruppensegmente und entwickeln auf Basis der Erkenntnisse unsere ganze Kampagne, Kampagnenwelt.

Aber nicht nur das, sondern die gesamte Kommunikation der Tirol-Werbung. Und was wir gelernt haben, dass das unglaublich effizient funktioniert, wenn man sich wirklich bemüht von der Strategie, von der Analyse bis zur Umsetzung, Operationalisierung, Media-Einkauf, in welchen Medien macht man Werbung, welche Zielgruppen erreicht man über welche Kanäle, wenn man diese Fragen sauber untersucht und ständig daran arbeitet.

Was wir gelernt haben ist, es gibt kein perfektes Modell und kein perfektes System, aber es gibt einen Prozess. Es gibt Ambition, immer besser zu werden, zu lernen. Und das hilft uns, weil wir aus Fehlern, die passieren am Weg, immer Erkenntnisse herausziehen können und beim nächsten Mal es besser machen. Und diese stetige Optimierung an dem ganzen Kampagnenprozess, auf dem Zielgruppenmodell

Der führt dazu, dass wir mit relativ gleichbleibenden Marketingmitteln aber immer höhere Wirkungsgrade erzielen können. Und das ist für uns natürlich sehr beruhigend, weil der Steuerzahler am Ende des Tages gibt uns Geld und wir sollen es wirtschaftlich und zweckmäßig einsetzen und das heißt, wir müssen unsere Effektivität, unsere Produktivität erhöhen und das gelingt uns damit ganz gut.

 

Manuel Lutz (18:07)

sozusagen Wirkungsgrade erhöhen, gibt es da so eine Zahl, man nennen kann, wie war es vor sechs bis sieben Jahren, wie ist das heute und was sind zum Beispiel solche Fehler, wo du gelernt hast, was man sich verbessern konnte, vielleicht auch dank des neuen Modells.

 

Patricio Hetfleisch (18:20)

Also der Wirkungsgrad ist ja immer relative Zahl, aber wir benchmarken uns natürlich auch mit unseren Freunden aus Südtirol, mit der Schweiz, mit Bayern, mit Salzburger Land und so weiter und so fort. Das heißt, in unseren Untersuchungen kommen alle Mitbewerber und Wegbegleiter natürlich vor, die wir eins nehmen. Und wir schauen uns dann immer an.

 

Wie effektiv kommen unsere Werbebotschaften beim Kunden an im Vergleich im Benchmark zu den Mitbewerbern? Wie gut können sich die Menschen daran erinnern? Wie klar ist die Botschaft? Wie gut haben sie die Botschaft verstanden? Und vor allem, das allerwichtigste Faktor ist, wie stark ist die Aktivierungskraft in Richtung Buchung von unseren Kampagnen?

Die Werte, die wir dann sozusagen relativ bekommen zu dieser Frage, die haben sich alle sehr, sehr positiv entwickelt. Das heißt, die letzte Sommerkampagne jetzt, 2025, war im Vergleich die bisher beste Kampagne, die wir gemacht haben. Das heißt, Werbe-Recall, die Werbeerinnerung gestützt und ungestützt sind jeweils auf Rekord-Werten.

Wir haben die Distanz zu unseren Mitbewerbern, was diese Fragen angeht, deutlich erhöhen können. Und wir wissen auch, dass wir im Verhältnis weniger Geld einsetzen müssen als unsere Mitbewerber, um die gleiche Wirksamkeit zu erzielen. Der Faktor bewegt sich in etwa bei 1 zu 5 derzeit im Schnitt. Das heißt, wenn wir einen Euro ausgeben, um Wirksamkeit am deutschen Markt zu erzeugen, muss Südtirol 5 ausgeben, um die gleiche Wirksamkeit zu erzeugen.

 

Manuel Lutz (20:09)

Wenn das die Südtiroler hören, dann möchten Sie sicher wissen, wie dein Tool funktioniert. Du hast vorhergesagt, es gibt keine vergleichbaren Modelle derzeit am Markt oder gab es damals noch nicht. Wie ist das mittlerweile? Setzen schon mehrere solche Modelle und wenn ja, sind die dabei, die zu implementieren und wie wird sich der Wettbewerb auch damit entwickeln, wenn mehrere solche Modelle am Markt hätten?

 

Patricio Hetfleisch (20:29)

Also Nummer eins ist, wir bemühen uns wirklich stark mit den Tiroler Tourismusverbänden zusammenzuarbeiten und sie in dieses Modell zu bekommen. Das heißt, wir machen mit ihnen Workshops, wir zeigen ihnen, wie man dieses Modell anwendet in der Analyse, der Strategieentwicklung und dann in der Umsetzung. da ist es mittlerweile so, dass mindestens 13 der 34 Tiroler Tourismusverbände mit dem Modell aktiv arbeiten. Wir machen mit ihnen Workshops dieses Jahr mit neun TVBs, wo wir uns genau anschauen und spezifisch auf ihre Destinationen das Zielgruppenmodell abgestimmt in den Strategieprozess fürs Marketing bringen. Und das ist mir ein wichtiges Anliegen, weil wir als Tirol Werbung, wir entwickeln ja nicht nur für uns Tools, sondern wir wollen einen Nutzen im System stiften, einen Nutzen für den gesamten Tiroler Tourismus.

Und die Tiroler Tourismusverbände sind natürlich die, am meisten Nähe zum Gast haben im Vergleich zu uns. Und deswegen sollten sie auch mit solchen Modellen arbeiten. Es gibt mittlerweile aber auch andere Branchen, die etwas inspiriert und mit Hilfe von uns mit solchen Modellen arbeiten. Zum Beispiel das Agrarmarketing Tirol, unser Schwesterunternehmer nehmen, hat jetzt ein motivbasiertes Zielgruppenmodell auch entwickelt und implementiert es, sowohl auf der Kundenseite als auch auf der Seite der Produzenten. Wir haben auch erste Erfahrungen sammeln dürfen in Branchen wie zum Beispiel im Bankenwesen. Da gibt es ein sehr gutes Beispiel inzwischen von einer Bank. In Österreich, die mit so einem Modell arbeitet, basierend auf unseren Prinzipien und auf der Gesamtidee. Und die haben zum Beispiel in Zeiten der Kim-Verordnung, wo die Privatkreditgeschäftsfrage sehr, schwierig war, trotzdem 16, 17 Prozent Zuwachs im Privatkundenbereich gehabt, was die Kreditvergaben angeht und es zeigt, dass das Modell im realen Anwendungsfall, nicht nur im Marketing-Anwendungsfall, tatsächlich auch viel mehr Geschäft sorgt.

 

Manuel Lutz (22:48)

Die Zahlen klingen ja unglaublich, wie war das damals? Haben die etwas mitbekommen und sind nachher zu dir gekommen? Wollten deine Expertise haben oder ist das eher zufällig zustande gekommen, dass auch Banken auf dieses Modell setzen?

 

Patricio Hetfleisch (22:59)

Also wir sind ja nicht alleine in der Entwicklung dieses Modells, sondern wir haben Partner und über diese Partner ist dieser Kontakt entstanden und ist auch diese Arbeit entstanden. ich denke, dass das auch wichtig ist, weil Marketing von der Strategie bis zur Operationalisierung, da wird aus meiner Sicht sehr, oft sehr viel Unklares fabriziert und die Basis, wie man Menschen dazu bringt, sie einen wahrnehmen und eine Entscheidung für ein Produkt oder eine Dienstleistung treffen, ist eigentlich großes Rätsel gewesen immer. Und ich denke, wir haben einen Beitrag leisten können, dieses Rätsel etwas zu klären. Und es ist effektiv und wir freuen uns darüber, wenn es auch Warners zum Einsatz kommt. In einer Welt, wo alle solche Modelle haben, wird es natürlich immer schwierig einen USP zu entwickeln aus der reinen Prozessmethodik. Aber USP hat man ja nicht nur im Prozess, sondern hat man auch zum Beispiel ganz, ganz groß im Produkt. wenn ich Tirol mir anschaue, dann denke ich, der USP bleibt und die Methodik entwickeln wir weiter und versuchen vorne dran zu bleiben. Die Kombination aus beidem, starken Produkt und einer starken Methodik wird uns weiter erfolgreich halten.

 

Manuel Lutz (24:23)

Das klingt super. Sprich, du möchtest weiterentwickeln, gibt es auch noch was anderes, wo du gerade tüftelst, du schon drüber reden kannst oder müssen wir das beim nächsten Termin machen?

Patricio Hetfleisch (24:34)

Also ich bin sehr beseelt davon, dass wir diese Analyseleistung, die Daten, die wir haben, verbinden mit den Stärken, große AI-Initiativen sozusagen bringen. Und ich denke sehr, sehr stark darüber nach, wie wir diese Datenwelten, die wir schaffen, dazu nutzen können. Menschen, die im Tiroler Tourismus arbeiten, nicht zu beraten, sondern ihnen zu ermöglichen, aus der eigenen Kraft heraus mit diesen Daten zu arbeiten. Und da investieren wir relativ viel Brainpower sozusagen, wie können wir es schaffen, dass wirklich jeder und jede Einzelne damit arbeiten kann, einfach damit arbeiten kann, ohne dass es zu kompliziert wird. Wir haben zum Beispiel bei der banalen Frage, welche Medien ermöglichen wir den Kontakt mit den richtigen Zielgruppen so unglaublich viel Erfahrung sammeln können über diesen Ansatz, dass wir jetzt im Jänner über unser Zielgruppenmodell und die Plattform, die dazugehört, ein Media-Selektionstool zur Verfügung stellen werden. Media-Selektionstool heißt ganz banal, ich bin ein Unternehmen, eine TVB und ich möchte eine bestimmte Zielgruppe, zum Beispiel in München und erreichen, welche Medien soll ich denn dafür am besten nutzen? Und das Tool wird ganz ganz simpel in wenigen Schritten diese Frage klären. Und ich denke, das ist unsere Aufgabe, den Weg von der Idee zur Umsetzung zu vereinfachen. Warum ist auch klar, es kann nicht überall in jedem Unternehmen ein ganzer Apparat wie von der Tirol-Werbung drinnen sitzen. Es sind oft zwei, drei Leute, mit viel Enthusiasmus und viel Klugheit an ihren Initiativen arbeiten und die wollen wir unterstützen. Das heißt für uns, den Zugang zu diesen Daten erleichtern mit ganz spezifischen Tools. Als das Tool dafür ist, dieses Thema Media Selektion, damit man eben in der Umsetzung von Marketing einen schnelleren Weg zum Ziel findet.

 

Manuel Lutz (26:55)

Das klingt super spannend und man kann wirklich nach diesem Gespräch jetzt sagen, hier im Tiroler Tourismus ist man sehr innovativ am Weg.

 

Patricio Hetfleisch (27:02)

Ich glaube, wir im Bereich Marketing in der Tirol Werbung versuchen im Bereich Marketing innovativ zu sein. Und das ist auch richtig so. Warum? Weil unsere Seilbahnen sind in ihrem Bereich unglaublich innovativ. Sie investieren unglaublich viel Geld jedes Jahr in die Qualität, in die Verbesserung des Angebots. Unsere Gastgeber sind unglaublich innovativ. Sei es im Gastronomiebereich, wo aus meiner Sicht in den letzten 10 bis 15 Jahren unfassbar viel Vielfalt und Qualität entstanden ist. Spitzen Kulinarik, regionale Kulinarik, die in die Spitzen Kulinarik geht und so weiter und so fort, aber auch im Beherbergungsbetrieb. Innovation ist ein bisschen die DNA im Tourismus. Warum? Weil der Wettbewerb scharf ist. Warum? Weil die Ambition auch hohe ist. Man will nicht zweitklassiges Produkt anbieten. Und wenn das die DNA ist, dann kann die Tirol-Werbung im Marketingbereich nicht weniger innovativ sein.

 

Manuel Lutz (28:10)

Wie zufrieden bist du deinem Produkt derzeit?

 

Patricio Hetfleisch (28:15)

Also ich glaube, dass wir eine gute Initiative gesetzt haben, die nur leben kann, wenn möglichst viele gemeinsam mitwirken. Also der Tiroler Tourismus ist auch im Marketingbereich ein Konzert, Orchester. Das heißt, die Tirol-Werbung alleine ist machtlos in der Zusammenarbeit, aber in der Ambition jeden Einzelnen steckt das Erfolgsrezept von Tirol.

 

Manuel Lutz (28:51)

Das klingt gut Patrizio. Dank. Ich habe jetzt noch einen Alpenrap für dich vorbereitet. Dem als kurz Durchrappen sozusagen. Zur Arbeit fährst du mit Öffis und Rad oder dem Auto. Bezahlen Bargeld oder Kram? Urlaub, kurze Anreise in die Alpen oder Waldweg an den Strand. Kulinarik, Bowl oder Knödel?

 

Patricio Hetfleisch (29:05)

Auto.

 

Karte.

 

Anreise in die Alpen.

 

Knödel

 

Manuel Lutz (29:18)

Inspiration für den Urlaub bekommst du im Netz oder durch Zeitungen und Bücher. Proteste gegen Tourismus nachvollziehbar oder überzogen.

 

Patricio Hetfleisch (29:22)

Überzogen.

 

Danke sehr.