
Vitalpin: "Be/r\gegnungen"
Wir laden euch ein, in die interessante Gedankenwelt unserer Podcast-Gäste rund um die Zukunft des alpinen Tourismus einzutauchen. Hört zu, diskutiert mit und lasst euch informieren und inspirieren.
Euer Vitalpin-Team
Vitalpin: "Be/r\gegnungen"
Nachhaltigkeit als Zukunftsturbo: Für die Natur unumgänglich und den Standort eine Chance
„Wir haben Herausforderungen, die müssen wir annehmen und wenn wir das tun, dann kann das ein wahnsinniger Boost für Innovation werden und diese Chance sollten wir nutzen und dann glaube ich kann das Thema Nachhaltigkeit auch wirklich mit Chancen verbunden sein.“
Christian Berg, Nachhaltigkeitsexperte, Autor und Redner.
In dieser Folge von „Bergegnungen“ sprechen wir mit Christian Berg, einem profilierten Nachhaltigkeitsexperten im deutschsprachigen Raum. Aufgezeichnet wurde das Gespräch im Rahmen des Alpenklimagipfels auf der Zugspitze. Bei der Veranstaltung haben sich führende Klimaforscher, Meteorologen, Experten aus Wissenschaft, Gesundheit, Landwirtschaft, Tourismus, Wirtschaft sowie Klimaaktivisten zum Dialog getroffen.
Was muss passieren, damit Nachhaltigkeit kein Nischenthema, sondern ein wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Standard wird?
Warum reicht technische Innovation allein nicht aus?
Und wie können Tourismusregionen aktiv gestaltend in die Klimatransformation eingreifen?
Warum ihr reinhören solltet:
🌱 Natur erleben heißt Natur schützen: Warum der Tourismus – besonders im Alpenraum – eine zentrale Rolle in der emotionalen Vermittlung von Klimabewusstsein spielt.
📉 Falsche Rahmenbedingungen als Marktbarriere: Warum Preise nicht die ökologische und soziale Wahrheit sagen und nachhaltige Reisen teurer als andere sind?
🌍 Klimaschutz als Standortvorteil: Wie nachhaltiger Tourismus nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich zukunftsfähig ist.
Manuel Lutz (00:38)
Hallo Christian, wir sitzen heute hier auf der Zuspitze im Rahmen des Alpenklimagipfels. Heute ist das Wetter etwas schlechter, wir sind nicht so gut runter. Gestern war das Panorama ja phänomenal. Wie war das für dich?
Christian Berg (00:50)
Hi Manuel, vielen Dank für die Einladung. Super, bin zum ersten Mal auf der Zugspitze. Ehrlich gesagt gehe ich lieber zu Fuß in die Berge als mit der Gondel hoch. Und ich bedauere ein bisschen, dass ich einige der Gipfel, die ich erklommen habe, hier nicht sehen kann. Bei schönem Wetter schätze ich, sieht man das Regais vielleicht oder die Rotwand oder den Sentes oder den großen Wetterstein. Aber es ist trotzdem toll hier zu sein.
Manuel Lutz (01:16)
Was lösen denn die Berge, das Panorama generell bei dir aus, wenn du sagst, du gehst gar nicht in die Berge?
Christian Berg (01:23)
Also ich finde, Berge sind schon eine ganz tolle Naturerfahrung, weil man irgendwie sehr viel, also gerade beim Bergwandern hat man viel Zeit über die Welt, über das Leben, über die Schönheit der Natur nachzudenken, über sich selber. Es ist sehr meditativ.
Gleichzeitig muss man natürlich auch mit seinen Kräften haushalten. Das können wir vielleicht nachher noch mal darauf eingehen. ist ein bisschen das, was wir auch vielleicht im Bereich der Nachhaltigkeit lernen. Man muss mit knappen Ressourcen gut haushalten, mit Wasser und so weiter. Also das mag ich schon immer besonders gerne in den Bergen.
Manuel Lutz (02:00)
Bevor wir darauf eingehen, vielleicht ganz kurz zu dir als Person. Du hast Physik studiert, Philosophie und auch Theologie und setzt dich nun unter anderem als Autor, Redner und Berater für Nachhaltigkeit und Transformation ein. Unter anderem warst du Leiter der Taskforce Nachhaltiges Wirtschaften und Wachstum im Zukunftsdialog von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Was ist deiner Meinung nach der größte Erfolg eurer Taskforce? Wollen wir noch mal ganz kurz das Revue passieren lassen?
Christian Berg (02:24)
Das ist gleich eine schwierige Frage zu Anfang, denn ich weiß gar nicht, ob es überhaupt einen großen Erfolg gab. Also wir haben damals über eineinhalb Jahre mit sechs Expertinnen und Experten ehrenamtlich immer am Wochenende und abends gearbeitet zu der Frage, was muss Deutschland tun, nachhaltiger zu werden auf Bundesebene. Das ungefähr zehn Jahre her. Und ich muss sagen, es war natürlich eine sehr ehrenvolle und großartige Chance, ich, endlich mal der Politik ins Stammbuch zu schreiben, was man zu tun hat.
Und der Erfolg ist extrem mager. Also von unseren 12 Vorschlägen ist ein einziger in den Koalitionsvertrag der dann folgenden Regierung gekommen.
Und der wurde nicht umgesetzt, Bundesrechnungshof und andere Autoren ganz ähnlich argumentiert hatten wie wir damals. für mich persönlich ist vielleicht der größte Erfolg einerseits, dass ich natürlich sehr viel gelernt habe, auch gelernt habe, wie schwer auch Politik ist, wie kompliziert es ist, Dinge zu verändern. Und ich habe über diese Ernüchterung
mich zum Nachdenken darüber gebracht, woran liegt es eigentlich, dass wir nicht nachhaltiger sind. habe darüber ein Buch geschrieben, ist Nachhaltigkeit utopisch und habe das dem Club of Rome eingereicht. Das wurde dann auch Club of Rome-Bericht, das war wiederum für mich ein toller Erfolg. ⁓
kann ich nachher noch bisschen zu erzählen. das war für mich persönlich sozusagen ein bisschen fertig werden mit der Geschichte. Dass es nicht nur am Ende nicht nur Frust ist, sondern dass da auch was Gutes bei rausgekommen ist.
Manuel Lutz (04:01)
Ein gutes Stichwort über Club of Rome und ein Buch möchte ich später auch noch sprechen.
Generell hier, wir sind hier beim Alpenklimagipfel, hier geht es um Dialog, verschiedene Partnerparteien an einen Tisch zu bringen, aus seiner Babel etwas rauszukommen und du bist es ganz gleich auch auf dem Panel bei einer Podiumsdiskussion zum Thema Klimawandel als Wirtschaftsduo. Ist die grüne Wende ein Garant für Schwarze Zahlen? Vielleicht wenn wir es auf den Tourismus runterbrechen. Welches Potential siehst du dank der grünen Wende künftig für das alpine Tourismusgeschäft, die Tourismusbranche?
Christian Berg (04:35)
Ja, wir haben ja die Situation, dass weltweit mittlerweile mehr als die Hälfte der Menschen in Städten leben. Viele Menschen haben kaum noch oder fast keine Naturerfahrung mehr. Und ich finde, die Alpen sind eine wunderbare Möglichkeit, die Natur wirklich ganz hautnah buchstäblich zu erfahren, zu erwandern, zu erleben.
Und das finde ich ist schon mal eine Sache, die nicht zu unterschätzen ist, denn wir werden nur das schützen, was wir auch lieben. Und wenn wir die Natur lieben lernen und da kann der Tourismus eben wichtigen Beitrag zu leisten, auch der Alpentourismus, wenn wir die Natur lieben lernen, dann wissen wir auch, was wir schützen müssen. Und deswegen ist das sozusagen eine Einstiegsfrage erstmal.
Gleichzeitig sehen wir so, das haben wir hier natürlich auch beim Alpenklimagipfel diskutiert, Europa ist besonders stark vom Klimawandel betroffen. Die Temperaturen nehmen hier deutlich stärker noch zu als in anderen Weltregionen. Und die Alpen wiederum sind ganz besonders stark betroffen. Und deswegen kann man sehen, auch hier auf 3000 Meter Höhe, obwohl es nicht sehr warm ist, haben wir Schmelzwasser. Die Gletscher gehen zurück. In 20 Jahren wird es kaum noch Gletscher in den Alpen, in den Ostalpen geben.
Das kann man sozusagen hier auch im Brennglas erfahren und erleben. Nur ist natürlich die Aufgabe des Tourismus nicht in erster Linie die Leute aufzuschlauen und zu erziehen. Aber vielleicht gibt es da intelligente Möglichkeiten zu sagen hier.
Konzepte zu entwickeln, wie man auch die Veränderungen erfahrbar machen kann. Und einerseits eben zu sehen, was passiert eigentlich, was verändert sich hier und gleichzeitig was können wir vielleicht auch tun, die Klimaerwärmung noch einigermaßen in den Griff zu bekommen.
Manuel Lutz (06:26)
ist natürlich ein sehr schwieriges Thema, auch global zu behandeln. Wie du auch vorher bereits erzählt hast von deiner Taskforce, wenn du sogar hier an den Politikern dran warst und sogar dort das Umsetzen schwierig ist, ist es natürlich eine große Herausforderung. Aber vielleicht gehen wir auf dein Buch ein, das hast du ja schon angekündigt. Dein Buch heißt Ist Nachhaltigkeit utopisch und du diskutierst über die Barrieren des nachhaltigen Handels. Was würdest du jetzt sagen, wenn wir jetzt wirklich im kleinen Bereich bleiben, den kleinen Schrauben drehen, Anführungszeichen, was wir im Tourismus, im Alpenraum besser machen könnten?
Was sind denn hier die größten Barrieren, die den Tourismussektor prägen?
Christian Berg (07:03)
Also eine Barriere, glaube ich jetzt unabhängig erstmal vom Tourismus sehr wichtig ist, ist Marktversagen oder wie manche Ökonomen mir dann bekriteln, sagen das ist nicht der Markt der versagt, sondern die Politik, die dem Markt die falschen Rahmenbedingungen setzt. Aber Marktversagen meint einfach, dass die Preise nicht die Wahrheit sagen, also nicht die ökologische und soziale Wahrheit. Warum sind nachhaltige Produkte, warum ist nachhaltige Dienstleistung heute in der Regel teurer?
als konventionell. Auch der Tourismus. Warum sind nachhaltige Reisen teurer als andere? Das müsste andersherum sein. hier, und sie sind übrigens nicht nur teurer, sondern oft auch komplizierter. Ich bin mal mit der Bahn nach Südtirol gefahren von Kiel aus, sieben mal umsteigen und dann ab Stärzing Schienensatzverkehr, weil irgendwas nicht funktionierte und dann mit kleinen Kindern, dann viel Spaß. Also natürlich ist es viel einfacher, sich ins Auto zu setzen.
Und das, glaube ich, müssen wir hinbekommen. Und da ist eine der Barrieren sozusagen, dass der Markt die Preise adäquat abbilden muss. Das ist eine ganz, ganz wichtige Geschichte. Dafür brauchen wir zum Beispiel einen angemessenen CO2-Preis, dass die Dinge, die mit wenig Treibhausgasemissionen verbunden sind, auch günstiger werden als die, die die Umwelt schädigen.
Manuel Lutz (08:22)
Das ist in erster Linie eigentlich die Anreise, über die werden wir auch gleich sprechen, aber generell vor Ort an welchen Schrauben könnte man da drehen? Wir haben ja auch gehört, im Rahmen des Alpenklimagipfels, die Seilbahnen setzen eigentlich schon zu 100 Prozent auf erneuerbare Energien. Also das ist eigentlich einmal ein sehr gutes Zeichen, was könnte man hier wirklich als Destination vielleicht noch machen deines Erachtens, auch die ganzen kritischen Stimmen etwas zu besänftigen und die davon zu überzeugen.
Christian Berg (08:49)
Ich war lange in der Softwareindustrie und weiß von daher, dort ist es extrem wichtig vom Kunden her zu denken und sich quasi mal in einen Tourist zu versetzen, der zehn Stunden angereist ist und mit seinem Gepäck dann am Bahnhof steht und dann sagt, okay, wie komme ich jetzt zu meinem Hotel? Oder am nächsten Morgen, ist Norddeutsch gesagt, Schietwetter, es regnet in Strömen, ich möchte was unternehmen mit den Kindern, ich habe kein Auto da, der Bus, Bushaltestelle ist zu weit weg, kann ich ein Elektroauto bekommen?
So rundum sorglos Pakete, die aber sanften Tourismus ermöglichen, die Elektromobilität, vielleicht auch ein E-Bike, die bei Bedarf eben ein Elektrofahrzeug ermöglichen.
Mag sein, dass es das schon gibt, vielleicht kenne ich das noch nicht, aber ich glaube, sowas wäre wirklich eine schöne Sache. So ein, ja ich nenne es einfach unten Sorglospaket für nachhaltigen Tourismus in Kooperation mit der ÖBB, mit der Deutschen Bahn und anderen, das wäre glaube ich eine spannende Sache.
Manuel Lutz (09:51)
Ich habe ein gutes Stichwort. Es gibt schon einige Konzepte, aber es ist nach wie immer noch recht schwierig, die letzten Meile, wie du auch erfahren hast, diese zu bewältigen. Glaubst du, es braucht noch bessere Konzepte, noch mehr Angebot, noch verschiedene Dinge, das auch zu bewerben, dass die Menschen das noch mehr annehmen? Weil wir haben ja schon gehört, vor Ort lassen ja die meisten Menschen nachher ihr Auto auch stehen. Beziehungsweise wenn die mit dem Flugzeug anreisen, dass sie sich auch gar kein Mietauto nehmen, sondern den öffentlichen Verkehr, also die Transportmittel wählen. Aber was könnte da ein Anreiz sein?
wirklich sagt man nimmt die weite Reise, man muss nicht sieben mal umsteigen, sondern nachher nur noch dreimal umsteigen, dass man wirklich dennoch mit dem Zug wohin fährt zum Beispiel.
Christian Berg (10:32)
Naja, meine, es ist natürlich überall dicke Bretter und ich glaube auch nicht, dass der Tourismus oder der Alpentourismus jetzt von sich heraus das Mobilitätsverhalten der Menschen grundsätzlich ändert. Das ist natürlich ein Umdenken, da muss jeder seinen Beitrag leisten und das ist aber ein Umdenken, das natürlich auch in den Köpfen vieler Menschen erstmal beginnen muss. Stichwort Flugreise, also das sollte man wirklich tunlichst vermeiden.
Das killt jeden Footprint, wenn man mit dem Flieger anreist in die Alpen. Deswegen würde ich sagen, vielleicht nicht so viel Augenmerk und nicht so viel Anreize schaffen. Lieber für die Bahn oder wenn es denn unbedingt sein muss mit dem PKW, aber den dann wirklich nur bis vor Ort nehmen und dann vor Ort mit den Öffis und mit den Fahrrädern unterwegs sein.
Manuel Lutz (11:27)
Ist ja generell auch das Thema kurze Anreisen sind immer besser. Ist ja auch ein Beispiel, was man hat. Lieber macht man einen Urlaub in einer Alpenregion, wo man vielleicht nur 100 Kilometer fahren muss oder sogar noch weniger, als dass man sich für die Ferienreise nach Thailand oder sonst wohin entscheidet. Aber es ist auch ein bisschen ein Problem, einfach ein globales Problem, dass man hier einfach zu günstig nach wie vor um die Welt fliehen kann. Und da muss einfach auch hier bei jüngeren Menschen auch mehr Bewusstsein geschaffen werden, die sich für Klimaschutz einsetzen. Aber im Endeffekt mit einer oder zwei Ferienreisen, die sich schon in jungen Jahren tätigen, einen rießen Footprint
hinterlassen.
Christian Berg (11:58)
Absolut, da hast du völlig recht und da sind wir wieder bei dem Thema die Preise lügen. Wenn die Flugreise nach Fernost quasi günstiger ist als die Reise in die Alpen mit der Bahn, wenn das so ist, manchmal mag es so sein, dann ist das ein krasses Beispiel dafür, dass die Preise die falsche Wahrheit widerspiegeln oder nicht die Wahrheit widerspiegeln.
Das ist so und das kann man natürlich als einzelner Akteur auch schlecht alleine adressieren, aber man kann ja positive Anreize für die Menschen setzen, die durchaus auch bereit sind, ein bisschen mehr Aufwand in Kauf zu nehmen.
Manuel Lutz (12:39)
Es gibt auch immer mehr Kritiker für den alpinen Wintersport.
können diese Maßnahmen auch, was man hier setzen kann, auf erneuerbare Energien zu setzen, öffentliche Verkehrsmittel zu forcieren letzte Meilen Konzepte, können diese Maßnahmen auch wirklich Kritiker überzeugen? Oder ist es deiner Meinung nach momentan schon sehr schwierig in Zeiten von Social Media, dass hier einfach so viele Fehlinformationen verbreitet werden, dass man wirklich diese Sachen wiederlegen kann und auch kritische Stimmen nochmal überzeugen kann von nachhaltigen Konzepten aus der Region? Weil wie man auch hier gehört hat im Rahmen des Gipfels gibt es ja wirklich schon sehr, sehr gute
Ideen und Vorstoße.
Christian Berg (13:16)
Ja, das ist ein schwieriges Thema, weil ich muss gestehen, dass ich seit vielen Jahrzehnten Skigefahren bin und es immer noch tue. Allerdings
Ehrlich gesagt, inzwischen viel lieber Langlauf mache als als Alpin Abfahrt, weil es viel mehr entschleunigt, weil es viel mehr Naturerlebnis ermöglicht, weil es sanfter ist, weil man mehr Zeit hat. zum Beispiel dieses Gerangel schnell morgens los, damit man irgendwie auf der Piste der Erste ist und dann mittags sich mit den Leuten im Restaurant dann um die besten Plätze kloppt. Das ist alles finde ich auch sehr abschreckend. Und wenn man einen halben Tag in der Loipe war und richtig gearbeitet hat,
dann ist man richtig fertig und hat immer noch einen halben Tag Zeit. Also man hat eigentlich viel mehr vom Urlaub. Gleichzeitig muss ich natürlich auch sehen, dass auch Wintersport, auch Alpinabfahrt, Skifahren einen großen Reiz darstellt und dass wir natürlich auch irgendwie Möglichkeiten brauchen für einen breiten Sport. Ich kann das, will das nicht.
beurteilen insgesamt. Es gibt sicherlich sehr viel Bemühungen, auch Beschneiung einigermaßen erträglich zu machen und die Energie für die Liftanlagen aus Erneuerbaren zu speisen.
tatsächlich in manchen Regionen, zum Beispiel hier in Tirol, krass finde, dass es kein einziges Windrad gibt. Ich habe vor einigen Jahren mit Österreich Energie war ich eingeladen, habe da bisschen Studien recherchiert und habe festgestellt, dass es sechs Prozent wirklich vehemente Windkraftgegner gibt, sehr laute, aber zwölf Prozent funktionale Analphabeten. Die sind nur nicht so laut. Also es ist wirklich nicht einzusehen, dass man pauschal nicht auf Windrad, auf Windenergie setzt.
zumal ja viele Touristen aus Deutschland kommen und die sind sowieso den Anblick der Windanlagen gewöhnt. Und vielleicht könnte man ja auch sagen, der Strom für deinen Skilift kommt aus diesem Windrad, vielleicht ist das ja sogar ein Anreiz. Also ich bin ziemlich sicher, dass sich da was tun wird.
Ich habe keine pauschale Antwort, ob der Wintersport jetzt gut oder schlecht ist. Das muss jeder und jeder für sich entscheiden. Aber generell Naturerfahrung, im Winter in den Alpen, ist eine tolle Sache. Das kann ich auf jeden Fall sagen.
Manuel Lutz (15:37)
Ist ein spannendes Thema, Thema Energie. wir auch gestern eine sehr interessante Diskussion darüber gehört und gerade Tirol ist ja mit Wasser, Wasserkraft wirklich ein Vorreiter auf einem sehr, guten Weg. Aber auch hier, es gibt ja immer wieder Leute, die vor der grünen Energie, aber gegen Ausbau von Kraftwerken sind sie wiederum dagegen. Also das ist ja auch hier schon sehr, sehr schwierig, Wenn wir schon bei Wasserkraftwerken, die was vorhanden sind, Probleme haben, das nächste zu implementieren.
Christian Berg (16:01)
Natürlich.
In dem Sinne wäre es unter dem Gesichtspunkt wäre es für den Planeten das Beste. Es gibt keine Menschen. Aber sorry, da habe ich einen gewissen Vorbehalt. Natürlich müssen wir irgendwie auch so konsumieren im Einklang mit den planetaren Grenzen. Das ist ja logisch. dass jeder Konsum, auch jeder Lebensstil auch mit Zielkonflikten zusammenkommt, das ist klar. Und gerade bei dem Beispiel Wasser, Wind, PV, keine Technologie,
ist völlig frei von Nebenwirkungen. Das ist so. Und da muss man dann sehr kontextuell gucken, was ist hier die beste Möglichkeit.
bringen Zielkonflikte, wir hatten vorhin über Barrieren der Nachhaltigkeit gesprochen. Zielkonflikte sind natürlich auch eine ganz wichtige Barriere. Nicht nur die Frage, ob Wirtschaft oder Umwelt oder Soziales, sondern auch innerhalb des Umweltschutzes. Ist es besser, den Ausbau erneuerbarer Energien zu setzen und dabei zu riskieren, dass vielleicht auch zum Beispiel mehr Wind durch Windenergie auch Vogelschlag passiert oder muss ich konsequent auf Biodiversität, da versucht ja die
Politik auch Kompromisse zu finden. Das ist nicht einfach, da gibt es auch keine leichten Antworten. Ja, schwieriges Thema.
Manuel Lutz (17:21)
Wir diskutieren es sehr viel mit diesen ganzen Themen und was ich noch bei dir gelesen habe, du gibst auch Vorträge zu dem Thema Deutschland als Vorreiter und Motor für Nachhaltigkeit mit einem Fragezeichen am Ende. Diese Frage habe ich mich wirklich noch interessiert. Ist das möglich oder ist das einfach eine These, die du aufschmeißt und sagst, na das geht nicht mehr, wir sind nicht zu spät dran.
Christian Berg (17:41)
Man muss dazu sagen, ich weiß nicht aus welcher Quelle du das hast, der Vortrag ist tatsächlich ungefähr zehn Jahre alt. Ich würde mittlerweile nicht mehr behaupten, dass wir irgendwie Anspruch haben Vorreiter zu sein. Behaupten können. Der Grundgedanke ist allerdings nach wie vor richtig. Wenn wir sagen, wir werden weltweit sehen, wie sich Klima erwärmt, Biodiversität immer.
krasser in den Fokus rückt, die Böden degradieren, die Wälder verschwinden, dann brauchen wir ressourcenschonende, nachhaltige, erneuerbare Konzepte. Und wenn wir nicht in Mitteleuropa anfangen, und da habe ich jetzt mal die deutsche Perspektive genommen, wer soll denn das dann? Weil wir haben die wirtschaftlichen Möglichkeiten, haben ein stabiles Gesellschaftssystem, wir haben Rechtssicherheit, haben Investitionssicherheit, wir haben kluge Köpfe, ein gutes Bildungssystem, wir haben eigentlich alles. Wenn wir nichts tun, warum
sondern die anderen anfangen. So habe ich früher argumentiert. Mittlerweile werden wir von China in vielen Bereichen lange überholt. Im Bereich Windenergie, im Bereich ...
Photovoltaik sowieso, auch im Bereich AI natürlich. Aber trotzdem ist es so, wenn wir es schaffen, nachhaltige Lösungen hier für unsere Unternehmen zu entwickeln, im Bereich Kreislaufwirtschaft, im Bereich Ressourcenschonung, im Bereich Energieversorgung, in vielen anderen Bereichen, dann können wir daraus auch Exportmodelle generieren, die wir dann sozusagen in anderen Stellen der Welt auch anbieten, die dann wiederum auch langfristig natürlich unseren eigenen Wohlstand mitzusichern helfen.
Zu sagen, wir haben Herausforderungen und deswegen laufen wir weg, das war noch nie eine gute Option. Wir haben Herausforderungen, die müssen wir annehmen und wenn wir das tun, dann kann das ein wahnsinniger Boost für Innovation werden und diese Chance sollten wir nutzen und dann glaube ich kann das Thema Nachhaltigkeit auch wirklich mit Chancen verbunden sein.
Manuel Lutz (19:36)
Ich glaube, das ist auch ein gutes Stichwort Das ist auch gleich mal der letzte Panel des Alpenklimagipfels, worüber du auch reden wirst. Der Klimawandel als Wirtschaftsturbo, das quasi ein Garant für die Zukunft sein könnte, der diese Chancen nutzen muss, sozusagen.
Christian Berg (19:48)
Das ist so und gerade jetzt, wenn man geopolitisch denkt, wenn wir als Europa uns behaupten wollen und nicht zwischen USA und China aufgerieben werden wollen, dann müssen wir unseren Weg, glaube ich, beherzt weitergehen. Ich habe von einem österreichischen
Milchhersteller gehört, dass die sehr sehr viel, die haben eine eigene Webseite auf Chinesisch und die haben sehr viel Nachfrage aus China. Ich frage mich, welcher Europäer würde seinen Kindern chinesische Babymilch machen? Wahrscheinlich niemand. Warum wohl? Weil wir hier noch eine sehr intakte Vergleichsweise, sehr intakte, sehr schöne, sehr schützenswerte Natur haben. Und das wird in aller Welt nachgefragt. Und das ist natürlich unterm Gesichtspunkt Tourismus auch wieder problematisch. Wir wollen ja nicht, dass alle Welt jetzt hierher fliegt und hier
Urlaub macht. Das ist immer die Kehrseite. Gleichzeitig zeigt es, wie wertvoll und wie wunderbar auch noch das ist, was wir hier haben und was wir erhalten müssen. Und diese Ressource sozusagen, intakte Natur, soweit sie dennoch intakt ist im Alpenraum.
die zu erhalten und weiter zu schützen. ist ein extrem hohes Gut, was auch mit Sicherheit in den nächsten Jahrzehnten immer wichtiger wird. Im Übrigen auch, wenn die Städte immer heißer werden, dann wollen die Menschen vielleicht auch mal in den Gegenden, es kühler ist und da habt ihr natürlich hier mit euren Bergen im Alpenraum auch ein schönes Angebot zu machen.
Manuel Lutz (21:19)
Da kann man auf natürliche Weise kühl etwas hinaufgehen. Super. Jetzt am Ende habe ich noch einen kurzen Wordrap, unseren Alpenrap Zur Arbeit fährst du mit Öffis, Rad oder dem Auto?
Christian Berg (21:21)
Genau.
Ich arbeite meistens zu Hause und sonst mit den Öffis oder mit dem Rad zur Bahn.
Manuel Lutz (21:37)
Bezahlen, Bargeld oder Karte. Urlaub, kurze Anreise in die Alpen oder weit weg an den Strand.
Christian Berg (21:40)
Karte.
Passt bei mir nicht, der Strand ist vor der Haustür. mache beides hin und wieder in die Alpen mit der Bahn, aber der Strand ist vor der Tür.
Manuel Lutz (21:55)
Kulinarik-Bowl oder lieber Tiroler Knödel
Christian Berg (21:59)
Na, lieber die Bowl.
Manuel Lutz (22:01)
Wasser oder Windkraft?
Christian Berg (22:04)
Wind Kraft.
Manuel Lutz (22:05)
Proteste gegen Tourismus? Nachvollziehbar oder überzogen?
Christian Berg (22:10)
Das kann ich pauschal nicht beurteilen. Zum Teil sowohl als auch, würde ich sagen.
Manuel Lutz (22:15)
Vielen Dank für das Gespräch, Christian.
Christian Berg (22:17)
Sehr gerne, Manuel.